Von der 4-Tage-Woche haben mit hoher Wahrscheinlichkeit die meisten zumindest schon einmal gehört. Auch in der Hotellerie wagen erste Betriebe den Schritt, die Arbeitslast auf vier Tage zu verteilen. Für das AVIVA Hotel in Oberösterreich ist dieses innovative Arbeitszeitmodell bereits seit 2018 Teil des Alltags. Geschäftsführer Christian Grünbart schildert seine positiven Erfahrungen mit der 4-Tage-Woche.
Bereits seit 2018 gibt es im AVIVA Hotel die 4-Tage-Woche. Was waren die Beweggründe Ihrerseits zur Einführung dieses Systems?
Die Idee, bei uns im Hotel eine 4-Tage-Woche einzuführen, kam mir im Gespräch mit meinem Nachbarn. Dieser ist Starkstrommonteur und erläuterte mir, dass in der Baubranche – unter anderem in seinem Betrieb – dieses Arbeitsmodell bereits sehr häufig zum Einsatz käme. Nun stellte ich mir die Frage, wieso das in einem Hotel nicht auch möglich sein sollte? Als Geschäftsführer mache ich mir ja laufend Gedanken, wie ich meinem Team das Arbeitsleben erleichtern und Mitarbeiter*innen langfristig an den Betrieb binden kann. So fiel also der Entschluss, die 4-Tage-Woche in unserem Hotel zu testen. Wir begannen mit einer 14-tägigen Testphase an der Rezeption. Nach diesen zwei Wochen war die Begeisterung der Mitarbeiter*innen so groß, dass wir das Modell dort etablierten und dazu übergingen, dieses auch in anderen Abteilungen auf die Probe zu stellen. Sportabteilung, Service-Team, Küche, Wellnessabteilung, Buchhaltung, Marketing, Housekeeping – Alle hatten die Möglichkeit, für sich herauszufinden, ob eine 4-Tage-Woche für sie vorstellbar und praktikabel war. Letztendlich erwies sich dieses Modell bloß für das Housekeeping-Team nicht als ideale Lösung, was jedoch leicht erklärt ist: Die Belegschaft hat einen frühen Dienstbeginn, weshalb eine Verlängerung der Tagesarbeitszeit um zwei Stunden in diesem Bereich besonders anstrengend ist. Derzeit nehmen 40 unserer 73 Mitarbeiter*innen die 4-Tage-Woche in Anspruch. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass sich unter den verbliebenen 33 Personen auch Teilzeitkräfte und Lehrlinge, die ja arbeitsrechtlich nicht zu einer Tagesarbeitszeit von 10 Stunden berechtigt sind, befinden.
Ich bin in Bar, Disco und Restaurant tätig und schätze es sehr, drei Tage in Folge frei zu haben. Dies erlaubt mir, meine Freizeit voll und ganz zu genießen. Ich halte dieses Arbeitszeitmodell für ein Alleinstellungsmerkmal unseres Betriebs und komme dadurch entspannt und erholt zurück an den Arbeitsplatz.
Christoph (Mitarbeiter in der Gastronomie, AVIVA****s make friends Hotel)
Wie genau funktioniert die 4-Tage-Woche in Bezug auf Arbeitsstunden und Gehalt?
Ausmaß von Arbeitsstunden und Gehalt bleiben gleich, wobei sich die Tagesarbeitszeit, wie bereits zuvor erwähnt, um zwei Stunden verlängert. Wir haben die 4-Tage-Woche aber nicht etabliert, ohne unsere Arbeitskultur generell zu überdenken. Prozesse wurden vereinfacht und die Digitalisierung – Stichwort hotelkit – hat in unserem Betrieb Einzug gehalten. Auch in unseren Meetings sind wir darauf bedacht, auf mehr Effizienz zu achten und diese in ihrem Umfang zu reduzieren. Natürlich erwarten wir uns auch von den Mitarbeiter*innen eine gewisse Anpassung an das neue Arbeitszeitmodell. Beispielsweise sollten Arztbesuche – es sei denn, es handelt sich um dringende Fälle – am frei gewordenen Wochentag stattfinden.
Erleichtert oder erschwert der 10-Stunden-Tag die Personalplanung?
Prinzipiell hat uns die 4-Tage-Woche in der Personalplanung vor keine größeren Herausforderungen gestellt. Jede Abteilung hat ihre festgelegten Öffnungszeiten, welche wir durch die Dienstzeiten so abdecken können, dass so gut wie keine Überstunden anfallen. Einzig im F&B-Bereich ist die Situation ein wenig komplexer, da dort ein höheres Maß an Flexibilität gefordert ist. Durch den arbeitsrechtlich gedeckten 12-Stunden-Tag haben wir bei Bedarf jedoch den hierfür nötigen Spielraum.
Ich bin sehr zufrieden mit der 4-Tage-Woche. Hierdurch habe ich genug Zeit für meine Hobbies und kann wieder neue Energie tanken.
Susanne (Service, AVIVA****s make friends Hotel)
Hat sich die Mitarbeitermotivation seitdem verändert?
Definitiv. Unsere Mitarbeiter*innen kommen ausgeruhter, entspannter und mit mehr Freude an den Arbeitsplatz. Der Stress, nach Dienstschluss noch unbedingt etwas unternehmen zu müssen, fällt weg. Stattdessen erfolgt eine klare Trennung zwischen Arbeitstagen und der restlichen Woche, wodurch die Qualität der Freizeit deutlich steigt. Des Weiteren fallen für manche unserer Mitarbeiter*innen monatlich 400 Kilometer zurückgelegte Strecke weg: Eine erhebliche Ersparnis an Zeit, Geld und Energie. Die Dienstplanarithmetik erlaubt einem zudem, sich mehrere Tage am Stück frei zu nehmen und das, ohne Urlaubszeit zu verbrauchen. Letztlich manifestiert sich der Erfolg dieses Arbeitszeitmodells jedoch vor allem in einem Faktor: Wir haben kaum mehr Fluktuation.
Als Kosmetikerin weiß ich es zu schätzen, drei Tage am Stück frei zu haben. Dadurch komme ich entspannt zurück an den Arbeitsplatz und habe viel mehr Zeit für das, was wichtig ist: Freunde, Familie und Hobbies.
Magdalena (Kosmetikerin, AVIVA****s make friends Hotel)
Wie gelingt die interne Kommunikation, wenn Mitarbeiter*innen mehrere Tage abwesend sind?
Auf der kommunikativen Ebene haben wir mit hotelkit ein stabiles Fundament. Mit Übergaben und News können wir wichtige Informationen schnell und einfach an das gesamte Team übermitteln. Darüber hinaus wurden viele Prozesse vereinfacht, beispielsweise der Bereich der Reparaturen. Besonders in Zeiten der Pandemie unterstützte uns die digitale Plattform aber auch anderweitig, etwa, wenn es um das rasche Einholen von Unterschriften für die Kurzarbeit ging. Daneben gibt es in jeder Abteilung eine individuelle Meeting-Struktur. Einmal im Quartal kommt der ganze Betrieb zusammen. Bei diesen Team-Konferenzen werden bevorstehende Projekte besprochen und evaluiert, was derzeit gut läuft und wo Verbesserungsbedarf besteht.
Wäre Ihrer Meinung nach die 4-Tage-Woche für alle Hotels umsetzbar oder braucht es gewisse Voraussetzungen?
Für mich ist es nur schwer nachvollziehbar, weshalb sich noch so viele Mitglieder der Branche gegenüber modernen Arbeitszeitkonzepten wie diesem verwehren. Zugleich herrscht die große Ratlosigkeit, wenn es um Lösungen für die allgegenwärtige Abwanderung von Arbeitskräften geht. Natürlich hat ein Stadthotel mit Ganzjahresbetrieb andere Voraussetzungen wie ein Saisonbetrieb am Arlberg, der von November bis April geöffnet hat. Grundsätzlich bin ich jedoch der Meinung, eine 4-Tage-Woche ist in jedem Hotel möglich, egal welche Art und Größe.
Ich bin gern Mitarbeiterin im AVIVA****s make friends Hotel. Es gibt für uns verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten, darüber hinaus haben wir einen 1000€-Weiterbildungs-Bonus, was eine großartige Sache ist.
Petra (Masseurin, AVIVA****s make friends Hotel)
Fazit nach 3 Jahren: Bleibt das AVIVA Hotel bei der 4-Tage-Woche?
Ja. Die 4-Tage-Woche hat sich für uns bewährt und ist deshalb für mein Team und mich nicht mehr wegzudenken.
Über AVIVA****s make friends: Das AVIVA****s make friends Hotel im oberösterreichischen Mühlviertel ist Europas erstes Hotel speziell für Singles und Alleinreisende. 45 Minuten von Passau gelegen, erwartet einen ein weitreichendes Angebot für Körper und Geist: Das vielseitige Sportangebot; ein 2000m² umfassender Wellnessbereich mit Alpenblick sowie ein reichhaltiges Verwöhnprogramm mit Massagen und Beauty-Treatments; eine eigene Disco; naturverbundene Erholung auf der Alm oder dem hauseigenen Kraftplatz; die Möglichkeit, in der Brau-Boutique selbst Bier zu brauen und vieles mehr sorgen für einen unvergesslichen Aufenthalt.
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